ADRA hat sich für das Jahr 2024 zum Ziel gesetzt, regionale Projekte an verschiedenen Orten in Österreich zu unterstützen. Unser Ziel ist es, die praktische Nächstenliebe aktiv zu fördern und euch dazu zu ermutigen, daran teilzunehmen. Aus diesem Grund möchten wir euch einige herausragende Projekte vorstellen. Heute geben wir Carina Gering und Thomas Wewerke das Wort, um ihre Erfahrungen zu teilen.
In den Monaten November und Dezember wurden im Bezirk Fürstenfeld und Oberwart Pakete für das Roma-Projekt von Familie Rollgaiser und Familie Wewerke in Ungarn gepackt. Die Roma dort leben unter ärmlichen Bedingungen und sind dankbar für jede Unterstützung, die sie erhalten. So wurden etwa 140 Weihnachtspakete mit Kleidung, Spielsachen und Hygieneartikeln für die Kinder der Dörfer bei Söjtör und Mikekarácsonyfa bereitgestellt, um ihnen eine Freude zu bereiten.
Am 10. Dezember 2023 besuchte Familie Rollgaiser mit Ödön Hofmann die kleine Siedlung in der Nähe von Söjtör. Die Kinder nahmen die 30 Pakete mit großer Freude entgegen. In diesem kleinen Dorf leben 8 Familien unter besonderen Bedingungen. Die Häuser sind in einem desolaten Zustand, was nicht nur die Gesundheit der Kinder und Erwachsenen beeinträchtigt, sondern auch dazu führt, dass die Behörden teilweise die Benutzungsbewilligung entziehen und die Familien auseinandergerissen werden. Die Kinder werden dann zwangsweise in Heime gebracht, bis die Eltern geeignete Wohnungen gefunden haben, was sich jedoch als äußerst schwierig erweist. Die Bildung der Eltern und Kinder ist mangelhaft, was ihre Verdienstmöglichkeiten einschränkt.
Wir planten ein Gemüsebau-Projekt mit ihnen zu starten, um ihnen eine langfristige Einkommensquelle zu bieten. Leider ist es unsicher, wie lange die Familien dort leben dürfen. Daher bemühen wir uns, eine alternative Wohnmöglichkeit zu finden, was für uns ein besonderes Anliegen ist, um das Projekt an einem neuen Ort fortzusetzen. Unser Ziel ist es, sie in die Lage zu versetzen, sich selbst aus dem Garten zu versorgen und durch den Verkauf von Gemüse eine Einkommensquelle zu erschließen. In der Zwischenzeit unterstützen wir sie regelmäßig mit dem Notwendigsten zum Überleben. Ödön Hofmann hielt bei der Paketaktion eine kurze Ansprache, und anschließend wurden Kinderbibeln und Literatur für die Erwachsenen verteilt.
Früh am Morgen des 17. Dezembers durften wir Thomas und seine Tochter Pia zum Dorf Mikekarácsonyfa begleiten. Im Gepäck befanden sich etwa 80 Pakete für die Kinder, die es zu beschenken galt — sorgfältig gezählt und einige in Reserve, damit keines zu kurz kommen sollte. Unterwegs holten wir unseren Dolmetscher Ödön ab und kamen nach etwas über 2 Stunden Fahrt im Dorf an, wo wir freundlich von Gabor Horwarth, dem sogenannten „Bürgermeister“, begrüßt wurden. Die Nachricht von unserer Ankunft verbreitete sich schnell, und innerhalb von vielleicht einer Stunde hatten sich die Bewohner des gesamten Dorfes um unsere Autos versammelt, die praktischerweise auf einer großen Wiese parkten. Obwohl die Verständigung mit den Dorfbewohnern aufgrund der Sprachbarriere natürlich etwas erschwert war, genossen wir es dennoch, uns unter die Roma zu mischen und mit „Händen und Füßen“ Smalltalk zu betreiben. Besonders hilfreich war dabei mein Accessoire: meine Tochter Tamira in der Bauchtrage, gerade einmal 4 Monate alt. Sie sorgte besonders bei den Frauen und Mädchen des Dorfes für viel Freude und bot einen Anknüpfungspunkt, um sich vorzustellen und gegenseitig die Namen zu erfragen. Auch unsere ältere Tochter Rica (7) konnte viele neue Eindrücke sammeln und spricht noch heute gerne über die Roma Kinder.
Schließlich waren fast alle Familien versammelt, und die Verteilaktion begann:
Zuerst trugen einige Mädchen ein Gedicht vor, das von Jesus handelte, dann dankte der Bürgermeister den Spendern im Namen des ganzen Dorfes, und schließlich sprach Thomas Wewerke ein Gebet. Danach stellten sich die führenden Frauen des Dorfes, mit detaillierten Listen ausgestattet, an den Autos auf, um jedes Kind namentlich aufzurufen und ein Paket zu überreichen. Wir hatten dieses Maß an Organisation gar nicht erwartet und waren ziemlich beeindruckt davon, wie reibungslos alles ablief. Kein Kind wurde übersehen, und die beschenkten Familien gingen glücklich nach Hause, während sich die Wiese langsam leerte. Als die Verteilaktion abgeschlossen war und der Anhänger größtenteils entladen war, konnten noch die übrigen Sachspenden wie Babybettchen und Kleidungsstücke abgeladen werden. Ein paar Roma Familien nahmen diese gemeinsam mit den restlichen Geschenken für die Kinder, die nicht anwesend sein konnten, dankbar an. Mit herzlichen Umarmungen und Wangenküsschen wurden wir von unseren neuen Freunden verabschiedet. Gegen Mittag verließen wir das Dorf Mikekarácsonyfa mit dem Wunsch, bald wieder zurückzukehren und den Menschen dort zu helfen, die größtenteils sich selbst überlassen sind und am Rande der Gesellschaft leben.
Auch in diesem Dorf leiten wir die Menschen an, ihre Lebensmittel selbst anzubauen und so einen entscheidenden Beitrag zu ihrer Nahrungsmittelsicherheit und ausgewogene Ernährung zu leisten. Wir erleben Rückschläge, aber auch viele positive Entwicklungen, die uns zuversichtlich stimmen, dass diese Projekte erfolgreich sein werden. In diesem Frühjahr wird ein Glasgewächshaus fertiggestellt, damit sie ihre Jungpflanzen selbst ziehen können und später auch die Möglichkeit haben, bis in den Winter hinein Gemüse unter Glas anzubauen und zu ernten. Auch hier ist das Ziel, eine Einkommensmöglichkeit zu schaffen und den Lebensstandard zu verbessern.
Wir sind für diese Möglichkeit sehr dankbar, mit diesen Familien gemeinsam eine solide Lebensgrundlage zu schaffen.
Wir ermutigen auch dich dazu, aktiv zu werden Menschen in Not aus deinem Umfeld zu unterstützen. Wir sind sehr gerne bereit, euch bei der Umsetzung eurer Projekte zu unterstützen, schreibe uns an [email protected] oder rufe uns unter 01-3196043 an.
Ein Erfahrungsbericht der Familien Rollgaiser und Wewerke