Was für ein Tag! „Wahnsinn!“ schreibt Marcel, als er sich an diesem Dezember-Abend 2022 aus dem Süden Indiens meldet. Niemand, auch nicht unser lokales Team hätte gedacht, was die Familien aus dem Dorf Thirukandalam vorbereiten (siehe großes Foto), in dem wir vor über 4 Jahren mit dem Projekt „Schule im Bus“ gestartet haben. Mittlerweile haben wir diese auch um weiterer Aktivitäten ergänzt, die den Familien ein Einkommen geben sollen.
Daher möchten wir auch hier davon erzählen.
So hat das Dorf vor 4 Jahren ausgesehen. Fast kein Kind, das älter als die 4. Klasse war, besuchte mehr die Schule. Heute besuchen alle Kinder des Dorfes den Unterricht. Die ersten besuchen das Gymnasium, einer sogar die Universität. Die Eltern im Ort sind stolz, geben der Bildung ihrer Kinder nun eine wichtige Rolle.
Die Familien im Dorf gehören zur untersten Kaste in Indien – lange waren sie einfach nicht richtiger Teil der Gesellschaft. Nun tragen die Kinder Schuluniform, mischen sich in der Schule mit den anderen Kindern. Das ADRA Team hat dank eurer Unterstützung den Familien geholfen, offizielle Papiere zu bekommen, Pässe, Geburtsurkunden, sie registriert für soziale Unterstützungen. 20 Frauen und 1 Mann haben in der Siedlung ein Aktionskomitee gegründet. Dieses spielt eine ganz besondere Rolle. Sie wurden immer wieder ermutigt und angeleitet, und nun organisieren sie mit ADRAs Hilfe selber Aktivitäten, die dem Dorf helfen. Eine erste Aktion hat uns sehr berührt. Während Marcel im Dorf war, durfte er – anstelle einen Baum zu pflanzen – ein Straßenschild „einpflanzen/graben“. Die Dorfbewohner haben sich entschlossen, den Wegen zwischen den Hütten offizielle Straßennamen zu geben.
Früher hatten die Familien keine eigene Adresse.Eine Person im Dorf erhielt die Post und musste sie dann verteilen. Nun haben die Familien eine feste Adresse, sind auffindbar, können Post selber erhalten. Sie werden zum Teil der Gesellschaft, haben Persönlichkeit und Identität. Ist das nicht ein besonderer Moment? Hast du dir schonmal überlegt, was es bedeutet, eine Adresse zu haben?
Danke, dass du so engagiert hilfst, dass wir dieses Projekt und weitere wie z. B. in Mosambik unterstützen können – dass Familien Einkommen bekommen und ausreichend Nahrung.
Dieser Bericht wurde von Marcel Wagner im Rahmen seines Reiseberichts vom 15.12.2022 verfasst und von Jürgen Dostal publiziert.