Erdbeben Türkei & Syrien - Interview mit Zoltan Sitkei

Erdbeben Türkei & Syrien – Interview mit Zoltan Sitkei

Zoltán Sitkei, ist Landesdirektor von ADRA Ungarn – er gehört der von der ungarischen Regierung entsandten Such- und Rettungsteam an. Zoltan Sitkei ist Sanitäter und international akkreditiert Such- und Rettungstechniker. Gemeinsam mit 3 Kollegen*innen von Partner-NGOs ist er Teil eines 19-köpfigen Teams, das durch 7 Rettungshunde unterstützt wird. Das Interview wurde am 9. Februar 2023, 8 Uhr Wiener Zeit von Corinna Wagner, ADRA Europa Fundraising Koordinator, in englischer Sprache geführt und übersetzt.

CW: Hallo Zoltan, vielen Dank, dass du dir früh morgens Zeit genommen hast. Wie geht es dir?

ZS: Okay, mir geht’s gut. Ein bisschen müde, weil wir sehr wenig schlafen, wir sind aber sehr effektiv. Natürlich ist das Adrenalin hoch, deshalb schlafen wir weniger als unter normalen Umständen.

CW: Wo befindest du dich gerade?

ZS: Wir sind beim Rettungsteam in Hataj, das liegt im türkischen Gebiet, wo wir täglich in den Ruinen arbeiten. Wir sehen hier eine außergewöhnliche Situation: In dieser Gegend ist fast jedes Haus betroffen, eingefallen oder beschädigt. Menschen benötigen Unterkünfte. Sie schlafen in Autos und in öffentlichen Gebäuden. NGOs und Regierungsorganisationen werden Zelte für sie aufstellen. Wir haben gesehen, wie Lebensmittel verteilt wurden. Die Nahrungs- und Unterkunftssituation ist aber sehr kritisch.

CW: Was genau ist deine Aufgabe tagsüber?

ZS: Primär müssen wir Menschen finden und retten. Wir sind in Kontakt mit der Rettungsleitstelle und arbeiten mit der örtlichen Polizei zusammen. Sie beordern uns an unterschiedlich Orte, um Menschen zu retten. Wir haben viel Anfragen. In den letzten 36 Stunden retteten wir sechs Menschen, darunter zwei Kinder. Bedauerlicherweise haben wir einen geretteten Jungen aufgrund seiner Verletzungen wieder verloren. Wir sind ziemlich effektiv, aber manchmal stehen wir vor sehr schwierigen Situationen: Wir haben 14 Stunden gebraucht, um eine Frau zu retten, die von unserem Team geortet wurde. Wir haben die ganze letzte Nacht gearbeitet und weiter bis 2 Uhr nachmittags. Es war äußerst schwierig, sie zu bergen. Wir hatten hierbei Unterstützung durch die Türkische Feuerwehr. So gelang es endlich, sie zu finden und zu bergen.

CW: Arbeitet ihr mit Maschinen, technischen Geräten oder Schaufeln?

ZS: Wir haben Spezialwerkzeug für die Arbeit, ja. Aber in solchen Situationen benutzen wir jede beliebig Art von Werkzeug: Handwerkzeuge, elektrische Werkzeug …

CW: Was sind die dringendsten Bedürfnisse in der Gegend, in der du dich befindest?

ZS: Nahrung und Wasser. Wie wir sehen können, organisiert die Regierung Verteilungen, aber es gibt sehr lange Warteschlangen. In dieser Gegend benötigt fast jeder etwas.

CW: Die Geschäfte erhalten derzeit keine Ware, ist das richtig?

ZS: Ja.

CW: Ist das eine ländliche Gegend in der Türkei?

ZS: Wir sind in der Nähe von der Stadt Hataj. Hier leben 1,5 Million, wobei 500.000 Menschen ihr Heim verloren haben.

CW: Wie lange wirst du dort bleiben?

ZS: Ich denke noch zwei Tage. Mit der Zeit nimmt die Wahrscheinlichkeit Überlebende zu finden ab.

CW: Wir beten für euch und für alle die Menschen dort und wünschen euch viel Kraft, um die außerordentlich wichtige Arbeit, die ihr dort leistet, fortzusetzen. Danke, dass du deine Eindrücke mit uns geteilt hast!

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