Weltweiter Appell zum Schutz von Zivilisten und humanitären Helfern

Am 19. August 2024, dem Welt-Humanitären-Tag, hat ADRA Europa zusammen mit 412 weiteren humanitären Organisationen weltweit einen offenen Brief an die Mitgliedsstaaten der UN-Generalversammlung unterzeichnet. Dieser Brief richtet sich im Namen der IASC-Prinzipien an die internationale Gemeinschaft und fordert den Schutz von Zivilisten, einschließlich des eigenen Personals.

Ein dringender Appell

Exzellenzen,

an diesem Welt-Humanitären-Tag stehen unsere Mitarbeiter und Freiwilligen weltweit in Solidarität zusammen, um auf das erschreckende Ausmaß der bewaffneten Konflikte und deren Auswirkungen auf Zivilisten, insbesondere auf Kinder, hinzuweisen. Die brutalen Feindseligkeiten, die wir derzeit in mehreren Konflikten weltweit beobachten, offenbaren eine schreckliche Wahrheit: Wir leben in einer Ära der Straflosigkeit. Angriffe, die Zivilisten, einschließlich humanitärem und medizinischem Personal, töten oder verletzen, sind verheerend häufig. Doch trotz weit verbreiteter Verurteilung bleiben schwere Verstöße gegen das Kriegsrecht zu oft ungestraft.

Dieser Status quo ist beschämend und darf nicht fortgesetzt werden.

Im Jahr 2023 wurden Zehntausende von Zivilisten in bewaffneten Konflikten getötet oder verletzt, wobei die Todesfälle unter humanitären Helfern im Vergleich zum Vorjahr doppelt so hoch waren. Auch im Jahr 2024 sind die Zahlen der Todesfälle, Verletzungen, Inhaftierungen und Entführungen bereits erschreckend hoch. Die überwältigende Mehrheit der dokumentierten Angriffe auf humanitäre Helfer trifft dabei nationales Personal. Frauen-geführte Organisationen und weibliche humanitäre Helfer sind aufgrund ihres Geschlechts besonderen und oft erhöhten Risiken ausgesetzt. Die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Zivilisten und humanitärem Personal haben beispiellose Ausmaße erreicht.

Dennoch missachten Konfliktparteien weiterhin Gesetze, die Zivilisten, einschließlich humanitärer Helfer, und zivile Objekte schützen sollen.

Forderungen an die internationale Gemeinschaft

In diesem Jahr appellieren wir anlässlich des Welt-Humanitären-Tages an alle Staaten, Konfliktparteien und die internationale Gemeinschaft:

1. Beenden Sie Angriffe auf Zivilisten und ergreifen Sie aktive Maßnahmen zu deren Schutz – und zum Schutz der kritischen zivilen Infrastruktur, auf die sie angewiesen sind.
2. Schützen Sie alle humanitären Helfer, einschließlich lokaler und nationaler Akteure, ihre Räumlichkeiten und Vermögenswerte, und ermöglichen Sie ihre Arbeit, wie in der im Mai verabschiedeten UN-Sicherheitsratsresolution 2730 gefordert.
3. Ziehen Sie die Verantwortlichen zur Rechenschaft. Diejenigen, die gegen das humanitäre Völkerrecht (IHL) verstoßen, dürfen nicht ungestraft bleiben.

Den englischen Originaltext findet ihr hier: Protect civilians and aid workers: A global call on World Humanitarian Day | OCHA (unocha.org)