Besuch von ADRA-Geschäftsleiter Marcel im Westbalkan
Vor ein paar Wochen hat ADRA-Geschäftsleiter Marcel Wagner unser Projekt im Westbalkan besucht. Er hat sich vor Ort ein Bild von der wertvollen Arbeit der Obdachlosenhilfe gemacht, welche Dank Spendern wie Dir und dem Österreichischen Sozialministerium erst ermöglicht wurde. Erste Erfolge der Unterstützung für Menschen wie Marko* hat Marcel getroffen. Diese berührende Geschichte möchten wir gerne mit dir teilen – sie zeigt, wie deine Beiträge Leben verändern.
Die erste Begegnung mit Marko
Als ich Marko das erste Mal traf, wirkte er sehr ruhig und sein Gesicht zeigte wenig Ausdruck, doch er hatte einen freundlichen und friedlichen Blick.
Markos Zeit auf der Straße
Zuerst wollte ich wissen, wie lange er auf den Straßen im Südbalkan gelebt hatte. Er sagte, etwa ein Jahr. Dann fragte ich, wie er das so lange durchgehalten hat. Marko erklärte, dass er das Überleben gelernt hat, nachdem er einige Jahre beim Militär gedient hatte. Er kam durch einen Kollegen, der damals auch auf der Straße lebte, zu ADRA. So nahm er Kontakt auf und bekam zuerst Kleidung, dann eine Unterkunft. ADRA fand einen Spender, der die Miete für seine Wohnung bezahlt – und das tut er immer noch.
Die größten Herausforderungen
Was war die größte Herausforderung auf der Straße, fragte ich ihn als Nächstes. Die wichtigsten täglichen Bedürfnisse waren Essen und ein Badezimmer, die er ständig suchen musste. Er erzählte auch, dass die Polizei ihn manchmal geschlagen hat, nur weil er auf der Straße lebte, obwohl er nichts falsch gemacht hatte. Aber es gab auch Polizeikräfte, die ihm Geld gaben. Einmal wurde er auf der Straße ausgeraubt und sein Portemonnaie mit Ausweis war weg. Es dauerte ein Jahr, bis er seinen Ausweis zurückbekam.
Der Weg in ein neues Leben
ADRA brauchte ein paar Monate, um ihm eine vorübergehende Unterkunft zu besorgen, und etwas später eine Wohnung mit einem Spender für die Miete. Schließlich konnte er die Straße verlassen. Jetzt arbeitet er gelegentlich für ADRA mit einem kleinen Stipendium und erledigt einfache Verwaltungsaufgaben, wie Briefe zur Post bringen. Wenn er körperlich fit ist, verkauft er eine soziale Zeitschrift (ähnlich wie „Augustin“ in Wien) und verdient 300 RSD pro Exemplar – die Hälfte geht an die Druckerei, die Hälfte behält er. Er verkauft zwischen 0 und 10 Hefte pro Tag. Außerdem bekommt er Sozialhilfe vom Staat. Sein Einkommen ist unregelmäßig, und manche Monate reicht es nicht. Er kann mit 20.000 RSD (etwa 180 Euro) im Monat auskommen – das sind rund 6 Euro pro Tag für Essen und Gesundheit (Lebensmittel sind fast so teuer wie in Österreich).
Markos Vision und Motivation
Dann fragte ich nach seiner Vision. Er möchte unabhängig werden und einen Vollzeitjob mit einem Grundgehalt haben, das alle Kosten deckt. Derzeit geht er einmal pro Woche zu einer psychosozialen Beratung. Was war seine größte Motivation, sich anzustrengen und von der Straße wegzukommen? Er will unabhängig sein und träumt von einer eigenen Familie. Der erste Schritt war, Ende 2023 von der Straße wegzuziehen, dann seine Gesundheit zu verbessern.
Fortschritte und Ausblick
In seiner Freizeit liest er viel. ADRA bezahlt ihm manchmal die Mitgliedschaft in einer Bibliothek, damit er kostenlos Bücher bekommt. Er besucht auch Englisch- und Computerkurse. Ich konnte mit ihm auf Englisch sprechen, ohne Übersetzung. Marko ist jetzt 45 Jahre alt und auf einem guten Weg zur Unabhängigkeit. Dank Spendern wie dir ist Marko von der Straße weggekommen und steht kurz davor wieder ein eigenständisches Leben führen zu können.
Wenn du mehr über das Obdachlosenhilfe-Projekt von ADRA erfahren möchtest, schau einfach auf unserer Projektseite vorbei.
*Name geändert



